Zeige alle News

Zeit zum Umdenken: Kristina Garrison über die Zukunft der Mode

19. Januar 2022 in Unternehmen Verantwortung

„Mein Blick auf unsere Branche hat sich im Laufe der Zeit völlig geändert“, erzählt Kristina Garrison, Head of Purchasing North America bei der Spread Group. Wurde Mode in ihrem „Fashion Industry Management“-Studium noch im Sinne der geltenden Marktregeln gelehrt, hat Kristina sich heute von diesem Denken weitgehend befreit: Die Zukunft der Mode wird, da ist sie sich sicher, in einem Paradigmenwechsel zu mehr Nachhaltigkeit liegen. Kristina Garrison weiß sehr gut, vor welchen Herausforderungen dies die gesamte Branche stellen wird: In den vergangenen 16 Jahren hat sie als Einkäuferin in verschiedenen Modeunternehmen gearbeitet, welche sich immer stärker einer nachhaltigeren Textilproduktion geöffnet haben. Da Kristina heute u. a. für das Trendscouting, die Produktauswahl und Produktweiterentwicklung bei der Spread Group zuständig ist, ist sie für uns die Expertin zum Thema „Zukunft der Mode“.

Spread Group: Wenn wir uns die globale Modeindustrie ansehen, könnte man meinen, das ungeschriebene Branchenmotto lautet: „billiger, schneller, mehr“. Wie realistisch ist es, dass sie aus dieser Dynamik ausbrechen wird?

Kristina Garrison: Das ist sogar sehr realistisch. Die Parameter haben sich grundlegend geändert: Die Konsument*innen sind heute – zurecht – viel kritischer und haken immer häufiger bei den Produktionsbedingungen nach. Dies erhöht den Innovationsdruck auf unsere Branche: „Fair, bedächtig, bewusst“ wird das Motto der Zukunft sein. Bei Spread Group haben wir uns frühzeitig auf Modeklassiker spezialisiert: Eine gute Garderobe setzt sich aus hochwertigen Basics, wie gut geschnittenen Bio-T-Shirts und perfekt sitzender Pullis zusammen, die sich immer wieder neu kombinieren lassen. Mein Ziel für unseren Einkauf in diesem Jahr ist es somit, noch mehr unserer Produkte auch in einer ökologisch produzierten Variante anzubieten. Ich wünsche mir, dass unsere Kund*innen die maximale Entscheidungsvielfalt haben.

Spread Group: Hand aufs Herz: Nachhaltige Mode haftet häufig noch das Image der schlechten Schnitte und blassen Farben an. Werden die Käufer*innen diese andere Art der Mode wirklich annehmen?

Kristina Garrison: Den Einwand der blassen Farben bei nachhaltiger Mode höre ich oft – und könnte jetzt zig Produkte aus unserem Sortiment nennen, bei denen die Farben genauso brillant sind, wie bei konventionell hergestellter Kleidung. Im Gegenteil: Es gibt jetzt neue T-Shirts aus Fasern von recycelten Wasserflaschen, die sogar noch viel kräftiger strahlen und dabei besser für die Umwelt sind. Diesen Monat werden wir von dieser Technologie das erste Damen-T-Shirt in unser Sortiment aufgenommen. Im Übrigen haben wir auch einige Bio-Produkte bei der Spread Group, die wir schon seit 15 Jahren anbieten und die immer noch stark nachgefragt werden. Von farbloser Kleidung also keine Spur.

Spread Group: Die Schnelllebigkeit in der Modeindustrie wird durch das Denken in Saisons und kurzfristigen Trends angetrieben. Wird sich die Branche von diesem Denken lösen können?

Kristina Garrison: Jein. Als PoD-Unternehmensgruppe haben wir gezeigt, dass es auch ohne große Saison-Wechsel und Zwischenkollektionen geht: Wir erweitern unser Sortiment pro Halbjahr sehr bewusst, mit ca. 20 bis 30 neuen Produkten bei derzeit insgesamt 283 Artikeln. Ausverkäufe, wie bei den großen Modegeschäften, haben wir aufgrund unseres Geschäftsmodells gar nicht. Ganz ohne Trends wäre mir die Zukunft der Mode auch zu fade: Mich inspirieren vor allem Trendfarben, wie die Pantone Jahresfarben. Ob Trend oder Klassiker – jede Neueinführung durchläuft bei uns verschiedene Qualitätstests, bevor sie in unser Sortiment aufgenommen wird. Generell lautet dabei unsere Devise: Wir setzen auf Trends, die nicht aus der Mode kommen.

Spread Group: Das ist der Punkt: Was heute Trend ist, wird morgen schon wieder aussortiert. Jedes fünfte Kleidungsstück in deutschen Haushalten wird so gut wie nie getragen. Wie können Modeunternehmen es schaffen, dass die Käufer*innen länger Freude an ihrer Kleidung haben?

Kristina Garrison: Da könnte ich es mir jetzt leicht machen und sagen, dass selbstdesignte Produkte, wie wir sie anbieten, natürlich einen viel stärkeren Bezug zum Käufer haben als fremddesignte Artikel. Es handelt sich dabei um den sogenannten IKEA-Effekt: Für die Kund*innen steigen Artikel im Wert, wenn sie selbst entworfen oder erstellt wurden. Neben der Produktpersonalisierung punkten Modeunternehmen auch immer durch Qualität und Veredelungen: Ab Februar werden wir beispielsweise auch auf dem amerikanischen Markt Stick anbieten, was unseren Kund*innen nochmals neue Gestaltungsoptionen eröffnet. Stick sieht dabei nicht nur edel aus, sondern ist genauso langlebig, wie die Kleidung selbst.

Spread Group: Danke für das Gespräch, Kristina!

KONTAKT

Mayra Koziollek

Mayra Koziollek

Senior PR Manager