Als eine von mehr als 38.500 Spezies haben die Orang-Utans der Inseln Borneo und Sumatra ihren festen Platz auf der bittersten Rekordliste der Welt: Sie gehören seit Jahrzehnten zu den gefährdetsten Tierarten unseres Planeten und stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN. Organisationen wie der Orang-Utans in Not e. V. setzen sich entschieden dafür ein, dass diese einzigartigen Tiere vor dem Aussterben bewahrt werden. Dafür greifen sie auch auf eigenes Merchandising als Finanzierungsquelle zurück.
Jede Begegnung mit Orang-Utans sei emotional, erzählt Julia Cissewski, Gründerin des Vereins Orang-Utans in Not e. V. und Shop-Betreiberin des gleichnamigen Spreadshops: „Die Tiere in Freiheit zu beobachten ist immer wieder ein besonderer Moment. Die Mutter-Kind-Beziehung bei den Orang-Utans ist eine der stärksten im Tierreich. Der Nachwuchs hat erst nach ca. acht Jahren alles Notwendige für ein eigenständiges Leben von seiner Mutter gelernt.“ Gleichzeitig gebe es auch schlimme Erlebnisse, wie die Begegnungen mit traumatisierten Orang-Utan-Waisen, deren Mütter getötet wurden. „Das ist ein unsägliches Leid, das sich nicht in Worte fassen lässt. Ohne unsere Hilfe hätten diese Tiere in der freien Wildbahn keine Überlebenschance“, so Julia Cissewski.
Auch das Leben der erwachsenen Orang-Utans ist vom täglichen Überlebenskampf geprägt: Ihre Situation war lange kritisch und wird zunehmend dramatischer. Die Ursachen dafür sind direkt auf unser Konsumverhalten zurückführen: Einerseits werden die Regenwälder für begehrte Tropenhölzer stetig abgeholzt und fragmentiert. Andererseits steigt die Nachfrage nach Rohstoffen wie Palmöl, welches sich in jedem zweiten Supermarktprodukt befindet. Beides hat fatale Auswirkungen auf den Regenwald und damit auf die Populationsgrößen der Orang-Utans. Mit den Folgen der Palmölproduktion hat sich Markus Menke als Projektleiter der Replace PalmOil-App, einem Barcode-Scanner für palmölhaltige Lebensmittel mit Feedback-Funktion an die Hersteller, intensiv beschäftigt: „Palmöl ist das billigste und weltweit am meisten verwendete Pflanzenöl. Es durch andere Öle komplett zu ersetzen, löst nicht das Grundproblem unseres Überkonsums, denn auch andere Pflanzenöle benötigen Anbaufläche – oft sogar größere Areale als Palmöl.“
Besteht keine Hoffnung mehr für das Schicksal der Orang-Utans? Doch, sie besteht, da menschliches Verhalten veränderbar ist. Die Regenwaldfläche, die durch unseren maßlosen Überkonsum zerstört wurde, könnte mithilfe eines wesentlich nachhaltigeren Konsums Stück für Stück renaturiert werden und somit kostbaren Lebensraum für Orang-Utans bieten. So bietet der Orang-Utans in Not e. V., welcher im Jahr 2007 von Wissenschaftlerinnen des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig gegründet wurde, zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten für Privatpersonen und Unternehmen an: Über die Webseite des Vereins finden Interessentinnen alle Informationen darüber, wie sie eine Paten- oder Mitgliedschaft eingehen, spenden sowie Merchandising-Produkte erwerben können.
„Unser eigener Shop ist zu einer wichtigen Finanzierungquelle für unsere Aufforstungs-, Auswilderungs- und Aufklärungsprojekte geworden. Alle Einnahmen aus unseren Verkäufen fließen vollständig in diese Projekte. Über den Shop erhöhen wir zudem die Sichtbarkeit unseres Vereins und finden mit unseren Kundinnen eine Mitstreiterschaft, um unsere Appelle in die Welt zu tragen“, so Julia Cissewski. Auf die Marke Spreadshop seien sie im Jahr 2019 erstmals durch Mitglieder und andere Vereine aufmerksam geworden. Sie schätzen besonders, dass der eigene Shop zu 100 Prozent kostenfrei sei. Alle organisatorischen Aufgaben, wie die Produktion der Artikel, der Versand, die Zahlungsabwicklung sowie der gesamte Kundenservice, würden von Spreadshop-Mitarbeiterinnen übernommen. Der Verein Orang-Utans in Not e. V. kann sich somit voll und ganz dem Schutz der Orang-Utans widmen.
Ob es nun zu der längst überfälligen Trendwende im Umgang mit dem Lebensraum der Orang-Utans kommt? Die Zeichen könnten nicht günstiger stehen. Orang-Utan-Schutz ist auch Regenwald- und Klimaschutz. Das Bewusstsein für die dramatischen Folgen durch die Abholzung des Regenwaldes nicht nur für die schutzbedürftigen Menschenaffen, sondern auch für das Klima, wächst bei den Menschen. Besonders die nachkommenden Generationen setzen sich verstärkt mit nachhaltigem Konsumverhalten auseinander und gehen für den Klimaschutz auf die Straße. An eben diese Zielgruppe von Kindern und Jugendlichen richten sich z. B. auch die Bildungsveranstaltungen des Vereins, bei denen neben der gefährlichen Situation der Orang-Utans auch der tropische Regenwald sowie die großflächige Abholzung durch den Palmöl-Anbau Thema sind. Für die Zukunft ihres Vereins haben Julia Cissewski und Markus Menke einen gemeinsamen Wunsch: „Wir streben eine Welt an, in der Vereine wie der unsere nicht mehr notwendig sind, weil die Menschen gelernt haben, ihr Handeln auf die globale und die sie unmittelbar umgebende Umwelt abzustimmen.“
Weiterführende Links:
• Spreadshop von “Orang-Utans in Not e. V.”: www.orang-utans-in-not.myspreadshop.de
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